Seite wählen

Sogar eine eigene Pressekonferenz widmete das Kölner Museum Ludwig dem weltweit ersten interaktiven Museumsführer „poptalk“. Dieses Online-Dialogsystem hatte der Mediendesignstudent René Siem – einer meiner Absolventen – in seiner Bachelorthesis entwickelt und nun zusammen mit seinem Studienkollegen Henrik Greger für die Ausstellung Roy Lichtenstein zur Einsatzreife bringen können.

Fototermin im Museum Ludwig mit den beiden RFH-Absolventen Henrik Greger (li., Atelier für Mediengestaltung) und René Siem (re., freiberuflicher Mediendesigner)

Fototermin im Museum Ludwig mit den beiden RFH-Absolventen Henrik Greger (li., Atelier für Mediengestaltung) und René Siem (re., freiberuflicher Mediendesigner)

Für das Museum Ludwig ist es ein interessanter Versuch – für René könnte sein System „poptalk“ zum Sprungbrett werden. Denn die neue Interaktionsmöglichkeit mit Kunstexperten eröffnet den Museumsbesuchern eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Werken der Ausstellung.

Nicht nur der Audioguide ist nun online nutzbar – vor Ort über Smartphones (iPhone etc.) sowie daheim über den normalen Webbrowser. Die entscheidende Neuerung ist der Austausch der Besucher mit Experten: Jemand schreibt seine Eindrücke oder Fragen hinein – kurz darauf gibt es kompetente Antworten und Hinweise vom Museum. Die Dialoge tragen zu einer Wissensdatenbank bei, die mit jeder Nutzung des Systems weiter anwächst.

Die Fachzeitschrift PAGE setzte die „WebApp“ in ihrer Online-Ausgabe sogleich auf die Titelseite. Die Redaktion stellte in ihrem Beitrag heraus, dass das System alle neuen Einträge immer gleich auch bei Facebook und Twitter – den führenden Social Media – publiziert und dass die Nutzer stets umgehend nachlesen können, was andere Besucher und die Museumsmitarbeiter zu den einzelnen Themen geschrieben haben.

Informationen und fachlicher Austausch der Besucher und Museumsmitarbeiter ergänzen einander. Die Zahl der Links nimmt dabei ständig zu, denn automatisch werden die Begriffe und Erläuterungen in den Informationstexten sowie die Fragen und Antworten miteinander verknüpft.

Die Lokalmedien – ksta.de und koeln.de – griffen das Projekt auf, da es für die Kölner Museumslandschaft ein interessantes Experiment darstellt. Die gedruckte Ausgabe des „Focus“ widmete „poptalk“ gleich eine ganze Seite.

„Das ‚poptalk‘-Konzept sorgt für eine anhaltende, zeit- und ortsunabhängige Bindung der Museumsbesucher mit unserer Ausstellung“, freute sich Anne Buchholtz vom Museum Ludwig. Ihrer Einladung zur Pressekonferenz waren Journalistinnen und Journalisten aus allen Teilen Deutschlands und sogar aus Österreich gefolgt.

Weltweit erstmalig.

Natürlich gibt es bereits zahlreiche Nutzungsformen interaktiver und auch mobiler Medien für die Museumskommunikation, ebenfalls zu Ausstellungen und zu einzelnen Werken. Bestandteil seiner Bachelorthesis war für René Siem daher gleich zu Beginn die vertiefte Recherche zu solchen Angeboten und eine Analyse ihrer Funktionen und Ziele.

„Es zeigte sich, dass die vorhandenen ‚Apps‘ entweder Kunstwerke visualisierten, mitunter sogar mit Animationsmöglichkeiten versehen, oder über sie berichteten – oder auch beides anboten. Aber da kamen nie Menschen miteinander ins Gespräch; eine inhaltliche, fachliche Kommunikation der Nutzer mit den Experten der Museen und untereinander gab es bislang noch nicht – jedoch war genau das mein Ziel“, fasste René die Ergebnisse seines Benchmarkings zusammen.

Um dann ein System wie „poptalk“ entwickeln zu können, mussten erst noch Studien zu Zielgruppen, zu den Methoden der Museumspädagogik und zu den Möglichkeiten und Grenzen der Interaktion mit Smartphones folgen. „Solch ein neuartiges Kommunikationskonzept erforderte eine besonders gründliche Erforschung aller Parameter und den ständigen Abgleich mit den Methoden anderer, in diesem Falle halt auch mit der Museumspädagogik“, ergänzte ich als der wissenschaftliche Betreuer seiner Bachelorarbeit.

Sie haben die inhaltlichen Funktionen gemeinsam definiert: René Siem und Jana Kimmel-Schlott. Das Museum Ludwig hatte die Kunstwissenschaftlerin eigens für das Expertenforum Roy Lichtenstein und damit zugleich für die „poptalk“-Betreuung engagiert.

Auf die Frage der Journalisten, was denn nach Ende der Ausstellungszeit aus dem Projekt würde, waren sich beide einig: „Dann wird erst einmal wissenschaftlich ausgewertet!“ Und der Mediendesigner ergänzte: „Natürlich mit dem Ziel, ‚poptalk‘ künftig noch breiter und als dauerhaftes Angebot zu installieren…“

Weitere Informationen:

Anwendung „poptalk“ online
Studiengang Mediendesign