Mit einem interessanten Zusammenspiel der Methoden führte die Dissertation „Moving Experience – Complexities of Acculturation“ im Mai 2012 an der Universität für Humanistische Studien (UvH) erfolgreich zur Promotion.
Jutta König, Psychologin im niederländischen Loosdrecht, hatte rund ein Jahrzehnt berufsbegleitend an ihrer Untersuchung gearbeitet, mit dem Ziel einer Methode zum Verstehen der Einstellungen, Probleme und Sozialisationsprozesse von Migranten. In diesem Zusammenhang spricht sie von „hybriden Identitäten“.
Ihr Vorhaben entsprang der langjährigen Arbeit mit Migranten. Sie ist selbst multikulturell aufgewachsen: in Amerika, Frankreich, Australien, Afrika und den Niederlanden.
Der „Entdeckungszusammenhang“ ihrer wissenschaftlichen Arbeit liegt somit in ihrer eigenen Geschichte und in den vielen Geschichten der Migranten, mit denen sie beruflich zu tun hat.
Für ihre Doktorarbeit erkundete sie empirisch die Theorie des Dialogischen Selbst und erweiterte diese für den Kontext der interkulturellen Sozialisation.
So untersuchte sie die Interaktionen zwischen Karriereberatern und akademisch gebildeten Flüchtlingen.
Dabei zeigte sich, dass Migranten ihr Anderssein verbergen und dass subtile Strategien bei der Auseinandersetzung mit diesen Unterschieden der Entwicklung einer kulturellen Vielfältigkeit im Unternehmen im Wege stehen.
Eigene Methode entwickelt.
Rund ein Jahrzehnt hatte Dr. Jutta König berufsbegleitend an ihrer Untersuchung gearbeitet, mit dem Ziel, zum besseren Verstehen multikultureller Positionen und des Sozialisationsprozesses von Migranten beizutragen. Sie entwickelte dazu eine eigene Methode für das Verständnis der Komplexität hybrider Identitäten, die sie Personal Emotional Account of Cultural Experience (PEACE) nennt.
Für ihre Herangehensweise, sowohl narrativ, auf Basis vieler Erzählungen von Migranten, die Problemlage einzufangen, als auch mit den Methoden ihrer Profession zu arbeiten und sie gar zu erweitern, bekam sie von ihrem Promotor („Doktorvater“) Prof. Dr. Harry Kunneman bei seiner abschließenden Würdigung viel Lob. Er hatte sie gemeinsam mit Prof. Dr. Halleh Ghorashi (Freie Universität Amsterdam) intensiv betreut.
Als Prüfer wirkten bei diesem Verfahren Prof. Dr. Hans Alma (UvH), Prof. Dr. Rosi Braidotti und Prof. Dr. Christien Brinkgreve (Univ. Utrecht), Prof. Dr. Ruben Gowricharn (Univ. Tilburg) sowie Prof. Dr. Hubert Hermans (Radboud Univ. Nijmegen) mit.
Dreistufiges Verfahren.
Die Regularien zur Erlangung des höchsten akademischen Abschlusses sind für die Kandidaten meist anstrengend: Man hat in der Regel zwei Betreuer, die als erste die Arbeit prüfen. Danach muss man erst noch von einer Kommission ein positives Urteil erhalten, bei dem die Betreuer nicht stimmberechtigt sind. Abschließend folgt die Möglichkeit zur öffentlichen Verteidigung der Arbeit.
Für die Familienangehörigen und Freunde der Doktorandin sowie für die zahlreichen Berufskollegen war die akademische Auseinandersetzung bei der Disputation sicherlich nicht immer verständlich.
Fachbegriffe wurden diskutiert, methodische Schritte analysiert, Definitionsprobleme erörtert – manche Details wurden recht ausführlich in Augenschein genommen. So erwies sich diese Veranstaltung wie gehabt als eine harte universitäre Prüfung und nicht nur als ein feierliches akademisches Ritual.
Für mich als Teilnehmer in der Corona war es hochinteressant und bereichernd, denn gerade der Brückenschlag vom Narrativen zur berufsorientierten Methodik erwies sich in Juttas Arbeit als eine durchaus empfehlenswerte Vorgehensweise.
Dafür konnte ich ihr beim anschließenden Empfang meinen herzlichen Glückwunsch und Dank zugleich ausdrücken!