Ist Fischessen tatsächlich gesund? Omega-3-Fettsäuren aus Fischen oder aus Fischöl-Kapseln seien besonders gut aufnehmbar und gesund, so die landläufige Meinung. Dies ist offenbar ein nicht ganz ungefährlicher Irrtum.
Fischessen so ungesund wie sonstiger Fleischverzehr.
Eine Studie der Universität Ottawa ergab im April 2014, dass die sogenannte Eskimo-Studie von 1971 wohl als pures Märchen verworfen werden muss. Seit 1971 hatten zwei dänische Chemiker wiederholt behauptet, dass Eskimos seltener an Herzkrankheiten und Infarkten leiden und dass sie eine hohe Lebenserwartung hätten, weil sie so viel Fisch essen und dabei auch viel Fischöl zu sich nehmen. Die Herzforscher aus Ottawa haben nun dieser Behauptung energisch widersprochen: Sie konnten nachweisen, dass gemäß medizinischer Daten der letzten vierzig Jahre Herzerkrankungen bei Eskimos so oft vorkommen wie bei Europäern und Nordamerikanern – und dass die Eskimos sogar noch häufiger als ihre südlichen Nachbarn an Schlaganfall sterben. Die durchschnittliche Lebenserwartung sei für sie sogar um zehn Jahre geringer als in Dänemark. Und ganz nebenbei kam nun bei der kanadischen Studie auch noch heraus, dass die dänischen Chemiker sich damals mit der Ernährung von lediglich sieben Eskimos beschäftigt und gar nicht die Häufigkeit von Herzerkrankungen erfasst hatten.
Was uns also seit über 40 Jahren das Fischessen schmackhaft machte, sind von jenen dänischen Chemikern in die Welt gesetzte „Spekulationen“ (so Forschungsleiter George Fodor in der Ottawa Sun), Fischessen sei gesund, gar gesünder als der Verzehr von anderem Fleisch oder sonstigen Tierprodukten. Das Gegenteil ist der Fall: Die Ernährung der Eskimos mit viel tierischem Fett, kaum Obst und Gemüse widerspreche allen Empfehlungen zur Herzgesundheit, so Fodor in der Süddeutschen Zeitung.
Als Folge der unhaltbaren Eskimo-Behauptungen aus Dänemark sind Omega-3-Kapseln mit Fischöl in den letzten Jahrzehnten ein milliardenschweres Geschäft geworden und der Fischkonsum nahm enorm zu.
Fischöl als starkes Krebsrisiko.
Dabei ist der Omega-3-Hype schon länger als Gesundheitsproblem bekannt. Nicht nur in den USA ist Nahrungsergänzung mit Omega-3-Fettsäuren üblich – auch in Deutschland liegen Fischöl-Kapseln in jedem Supermarkt und in jeder Drogerie bereit, und immer mehr Industrienahrung lockt mit hohen Omega-3-Anteilen.
Eine erhöhte Omega-3-Aufnahme ist aber gefährlich: Bereits im Juli 2013 offenbarte eine Studie in Krebszentren der USA, dass Männer mit einem hohen Omega-3-Spiegel ein um 71 Prozent höheres Risiko zur Erkrankung an aggressivem Prostata-Krebs haben. Auch zur generellen Erkrankung an Prostata-Krebs trage ein hoher Konsum an Omega-3-Fettsäuren bei; dieses Risiko liegt demnach um 43 Prozent höher.
Die Forscher hatten Blutwerte von 35.000 Männern ausgewertet und führen deren Omega-3-Werte auf Verzehr von Fisch zurück, so Theodore Brasky („What’s important is that we have been able to replicate our findings from 2011 and we have confirmed that marine omega-3 fatty acids play a role in prostate cancer occurrence.“). Vermutlich besteht ein „Zusammenhang mit Tierprotein und den hohen Konzentrationen an Giftstoffen im Fisch“, so Ernst Walter Henrich von der schweizerischen Stiftung ProVegan.
Fazit.
Zu viel Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren birgt gesundheitliche Risiken, etwa durch die Begünstigung von Krebserkrankungen – und durch den Verzehr von Fisch und Fischöl steigt die Gefahr von Herzerkrankungen und kürzerer Lebenszeit durch Schlaganfall. Fisch ist also keineswegs gesünder als alle anderen Nahrungsangebote tierlicher Herkunft.
Den Hinweisen des US-amerikanischen National Cancer Institute und der Forscher aus Kanada folgend dürfte daher eine ausgewogene Ernährung auf rein pflanzlicher Basis die bessere Wahl sein, denn auch eine hinreichende Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren lässt sich auf diese Weise problemlos und ohne solche gesundheitlichen Risiken sicherstellen – am besten übrigens aus Leinsamen, unterstreicht Dr. Henrich.