Erfolgsautor Stephen Covey hat in den letzten Jahren mit seinen »7 Wegen zur Effektivität« viele Menschen erreicht. Seine Prinzipien für den persönlichen und beruflichen Erfolg gründen in verschiedenen Quellen.
Er ist ein wertekonservativer Mensch und vertritt einen im wahrsten Sinne des Wortes wertvollen Ansatz, dessen Verbindungen zu manchen Strömungen der seit langem bestehenden Religionen sicherlich untersuchenswert wären.
»Leben aufgrund von Prinzipien« hat eine lange Tradition. Als katholisch geprägter Mensch bin ich in einer solchen Tradition aufgewachsen und als ich 1973 Kapuziner wurde, habe ich eine besondere Ausprägung erfahren dürfen: die franziskanische Lebenshaltung – »Jedem ein Bruder sein«.
Sie kennt vielfach Schnittstellen, manche sogar mit Covey, habe ich inzwischen festgestellt.
Aber sie unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt, denn sie ist schlussendlich nicht auf gesellschaftliche Anerkennung und Erfolg und Gewinn aus, sondern bleibt allein auf die je eigene »brüderliche« Lebenshaltung ausgerichtet. Sie verspricht nicht Erfolge, sondern ein – nach entsprechender Reifung – authentisches (oder um es anders zu sagen: ewiges) Leben.
Auf welche Form man sich immer einlassen mag: es geht um den Weg. Buchwissen allein verändert nichts.
Ein Weg ist zudem nicht automatisch eine Erfolgsstory. Die allzeit Strahlenden verkörpern nicht den Weg, der ja stets auch Täler und Sackgassen bereithält, sondern lediglich die Ideen, manchmal auch nur Ideologien.
Wer sich ausrichtet auf eine charaktervolle und authentische Lebensführung, auf Transparenz und Transzendenz, erntet nicht wie von selbst den Beifall der anderen und den Erfolg der Bilanzen. Schon gar nicht lernt man dabei das Managen an sich.
Wohl aber können die Mitmenschen und die Umgebung mit neuen Werten erlebt werden – und dadurch sich besser und erfolgreicher entfalten können.
»Brüderlich leben« als ein Konzept für »Leadership«? Vielleicht ist es mindestens eine entscheidende Voraussetzung dazu – und dies ist an sich schon wertvoll.
Die Gottbezogenheit des franziskanischen Lebens anerkennt grundsätzlich eine Leadership, die größer ist als man selbst – und Ziele, die weiter reichen als man selbst.
»Ich darf in Fülle leben.«
Das Einüben von Lebenshaltungen braucht Zeit und natürlich den richtigen Rahmen, um nicht abzuschweifen. Auch das lesen wir seit Jahrhunderten bereits in den Regeln und der Praxis der Orden.
Eindrücke vom franiskanischen Weg der neu beginnenden Kapuziner, der Novizen, vermittelt dieser Film. Und er sagt auch manches über ihre Ziele.
Brüderliches Leben wird erfahrbar als Teilhabe an einer universalen Leadership.