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Während seiner Ringvorlesung in Köln verriet der Designer und Künstler Mike Meiré in spannenden 150 Minuten die Rezepturen seines Erfolgs: »Lotet die Grenzen des Machbaren aus!«, ermunterte der Multi-Kommunikator die ca. 250 Anwesenden, überwiegend Mediendesign-Studierende und Dozenten der Rheinischen Fachhochschule Köln – und erntete minutenlangen Beifall.

Was ist »Brand Coding«? Mike Meiré enthüllt dieses Konzept mit den neugierigen Zuhörern auf seine eigene Weise, nicht zusammenfassend, sondern entdeckend.

Brand Coding nennt er die Strategie, im Namen eines Unternehmens bestimmte Codes einzusetzen. Werden diese Codes von den anvisierten Rezipienten wahrgenommen und entschlüsselt, erreicht die Marke das Potenzial, »Kult« zu werden.

Kulturelle Events, Ausstellungen oder Performances mit progressivem Charakter gehören zur Strategie. »Es geht um das Herausarbeiten einer charismatischen Präsenz«, erklärt Meiré. Und dafür müsse man schon etwas wagen.

Sein Unternehmen sorgt seit Jahren, mit derzeit etwa 40 Mitarbeitern und mit sichtbarem Erfolg für »Gewagtes«, mit spektakulären Kommunikationsprojekten für BMW, Dornbracht, Henkel oder z. B. bei der Einführung des neuen »Mini Cooper«-Modells. So trägt es zum »Brand Coding« nachhaltig bei.

Mike Meiré über sich selbst: »Ich bin Art Director, Brand Director, Kurator, Designer, Künstler, Fotograf, Architekt und Vermittler.«

In seinen unterschiedlichen Arbeitsfeldern tritt er unter seinem eigenen Namen, dem seiner Agentur oder der von ihm gegründeten Kulturproduktionsfirma »Neo Noto« auf.

Bekannt wurde Mike Meiré vor allem mit seinem Editorial Design für das Wirtschaftsmagazin »Brand eins«. Es ist und bleibt unverwechselbar durch sein klares Layout, durch unbedruckte Flächen, variable Typographie und die großen, oft vollformatigen Fotos, die mitunter von Künstlern geliefert werden. Diese Gestaltung ist stilbildend geworden für die mediale Kommunikation der Manager und Ökonomen von heute.

Den jungen Mediendesignern gibt der erfahrene Kommunikationsplaner eine Menge Rüstzeug mit auf den Weg. »Ihr müsst so arbeiten, dass eine Marke Teil des Bewusstseins werden kann!«, ruft Meiré ihnen zu, und: »Bewacht bitte nicht das Profil einer Marke, sondern managt ihre beständige Evolution!«.

Nachdenken auf der Meta-Ebene, Reflexion der eigenen Rolle in der wirtschaftlichen Kommunikation – Mike Meiré ergänzte aus seinen Erfahrungen einer erfolgreichen Praxis heraus manche Theoriefächer des Mediendesigns an der RFH, etwa die Kommunikations- und Medientheorie, mit der sich die Studierenden vom ersten Semester an auseinandersetzen.

Denn er erteilte eine klare Absage jedem Denken und Handeln, das die Wichtigkeit einer Marke unterstreichen will: »Behauptungen über die enorme Bedeutung eines Angebots oder Produkts helfen rein gar nichts. Ich kann lediglich ›codieren‹, also Dinge tun und Erfahrungsmöglichkeiten schaffen, die für die Menschen relevant werden können und die sie sich merken werden.«

Nach fast zweieinhalb Stunden Vortrag und Dialog waren sich die Studierenden, die Studiengangsleiter und Professoren einig: Diese Gastvorlesung von Mike Meiré war für uns alle der Höhepunkt des Sommersemesters!