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Bei meinem letzten Besuch in Utrecht, an der University for Humanistics, schenkte mir Lector Dr. Gabriël Anthonio das neueste Buch seines Doktorvaters, Prof. Dr. Harry Kunneman. Es ist meine Ferien- und Reiselektüre geworden – eine spannende philosophische Auseinandersetzung zu humanistischen Fragen.

Der Klappentext macht bereits neugierig:

Rüdes Verhalten, andere beiseite schubsen, bloß sich für eigene Interessen engagieren, Andersdenkende geringschätzen, Unersättlichkeit und Selbstgefälligkeit: das sind einige Merkmale des »feisten Ichs«, das sich inzwischen hierzulande in vielen Formen manifestiert. Varianten sind: sich bereichernde Manager, eitle TV-Persönlichkeiten, einander verdrängende Politiker, keifende Kolumnisten, gewalttätige Fußballfans.

Das »feiste Ich« ist frei, autonom und wohlhabend – und zugleich höchst unzufrieden. Es agiert auffällig und ungeniert oder auch auf subtile Weise. Das »feiste Ich« bildet eine beunruhigende Vergrößerung des autonomen Individuums, das sich von allen Formen moralischer Autorität befreit hat und dem es an nichts und niemandem mehr liegt.

Aber für postmoderne Menschen, die den Aufmarsch des »feisten Ichs« mit Schrecken verfolgen, wäre die Rückkehr zu verbindlichen Normen und Werten und den dazugehörigen vertikalen Autoritätslinien ebensowenig akzeptabel.

So entsteht die Frage, wie man das »feiste Ich« hinter sich lassen kann: Im Namen welcher Werte können die Autonomie und Unersättlichkeit des »feisten Ichs« im Alltag eingeschränkt werden, ohne jemandem Gewalt anzutun?

In diesem Buch wird die Frage von einer kritisch-humanistischen Perspektive aus beantwortet, mit Hilfe von Begriffen wie tiefe Autonomie, horizontale Transzendenz, normative Professionalität und gesellschaftlich verantwortliches Organisieren.

Prof. Dr. Harry Kunneman ist Professor für Soziale und Politische Theorien an der University for Humanistics, Utrecht.

Voorbij het dikke-ik
Bouwstenen voor een kritisch humanisme
ISBN 978-90-6665-570-6
288 Seiten
2. Auflage, 2006
Amsterdam: SWP

Dieses wertvolle Buch sollte dringend auch ins Deutsche übersetzt werden.