Seite wählen

Kommunikation sei noch für viele zu oft bloß so etwas wie die Sahne zum Kaffee, ärgert sich Prof. Dr. Joan Hemels – dabei könne sie zum Gleichgewicht in Organisationen entscheidend beitragen. Seine Abschiedsvorlesung am 20. März in der überfüllten Aula der Universität von Amsterdam (UvA) machte deutlich, welchen Stellenwert Prof. Dr. Joan Hemels, seit 1976 für mich ein akademischer Mentor und treuer Freund, in der internationalen Kommunikationswissenschaft hat.



Im Grunde lehrte Joan Hemels an der UvA bereits, als das Fach Kommunikationswissenschaft dort noch nicht einmal offiziell bestand. Seit den 80er Jahren hatte er den Lehrauftrag für die Geschichte der Presse, Propaganda und Öffentlichen Meinung.

Seine Ernennung zum Professor ärgerte die Feministinnen der PIK, die damals in sein Büro eindrangen und ihn mit grüner Farbe bewarfen – das dachten sie zumindest, denn mit ihrer Farbe trafen sie nicht ihn, sondern seinen Kollegen für Filmkunde und AV-Kommunikation. Joan Hemels war gerade für ein Semester verschwunden, wie so oft, denn er liebte es, woanders zu lehren – entweder in deutschsprachigen Ländern oder im benachbarten Belgien. So war er gerade als Gastprofessor in Eichstätt, als diese Attacke stattfand.

Niederländische Journalisten wurden aus geheimen Wiener Etats bezahlt.

Bei seiner Abschiedsvorlesung enthüllte Joan Hemels bislang unbekannte Ereignisse aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Demnach haben sich niederländische Journalisten von der österreichisch-ungarischen Monarchie bestechen lassen und blieben nicht neutral bzw. unabhängig. Seit mehr als 20 Jahren hatte er diesen Sachverhalt in aller Ruhe und im Geheimen recherchiert und konnte nun »Ross und Reiter« nennen.

Auch wenn es um alte Geschichten gehe, so der scheidende Professor, sei dennoch das Thema aktuell. »Embedded journalism« oder auch die Platzierungen von Lügengeschichten durch Agenturen etwa beim ersten Irak-Krieg seien die modernen Formen dessen, was sich damals bereits abzeichnete.

Herzlichen Dank, Joan, für Deinen unermüdlichen Einsatz, aus der Mediengeschichte, insbesondere der Presse, zur Erkenntnis von Entwicklungen im Journalismus und den Kommunikationswissenschaften beizutragen! Du machst das stets klassisch, auf hermeneutische Weise, und nicht wie heute üblich statistisch – aber trotzdem in jeder Hinsicht nachvollziehbar und glaubwürdig.

Beste Joan, het ga je goed!